„Du hast acht Semester studiert, um Schubladenzieher zu werden?!“ - Mit diesem Klischee wurde wohl jeder von uns Apothekern schon einmal konfrontiert! Ich muss zugeben – manchmal fühle ich mich nach der dreiundzwanzigsten Packung Nasenspray am Tag auch so! Aber wir sind viel mehr als das! Wir sind Kümmerer, Zuhörer, Berater und vor allem kompetenter Ansprechpartner zu allen Arzneimittelthemen für Patienten und Ärzte!
Mir war immer wichtig, in einer Apotheke zu arbeiten, die ihren Schwerpunkt auf die individuelle Patientenbetreuung legt. Als junge Pharmazeutin möchte ich dort arbeiten, wo ich effektiv und unmittelbar mein Know-How am und für den Patienten anwenden kann – jeden Tag im HV, aber vor allem ganz intensiv beim Medikationsmanagement. Aus diesem Grund habe ich gezielt nach einer AMTS qualifizierten Apotheke nach dem Ausbildungskonzept der Apothekerkammer Westfalen-Lippe gesucht. Und so hat es mich in die Vita-Apotheke nach Hamburg-Eimsbüttel verschlagen!

„Das Schönste am Medikationsmanagement ist für mich das unmittelbare Feedback des Patienten“
Seit 2014 bieten wir in der Vita-Apotheke das Medikationsmanagement für unsere Kunden an. Ich hatte von Anfang an das Gefühl: Hier kann ich zeigen, wofür ich studiert habe, zeigen was ich als Apothekerin für einen Wissensschatz besitze und was pharmazeutisches Arbeiten wirklich bedeutet. Wir Apotheker kennen uns aus mit Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikationen, erkennen Medikationsfehler und minimieren somit vermeidbare Risiken. Damit helfen wir unseren Patienten und stellen einen Mehrwert für unser Gesundheitswesen dar.
Das Schönste am Medikationsmanagement ist für mich allerdings das unmittelbare Feedback des Patienten. Die Möglichkeit, eine enge Bindung zu ihm aufzubauen und letztendlich vollstes Vertrauen und große Dankbarkeit zu erfahren. Wir geben den Patienten die notwendige Sicherheit, die sie im Rahmen ihrer Medikation benötigen. Wir helfen ihnen, die Arzneimitteleinnahme so gut es geht in ihren Alltag zu integrieren und vermeiden in Zusammenarbeit mit dem Arzt mögliche Neben- und Wechselwirkungen. Viele Kunden haben nach unserer Analyse enorm an Lebensqualität gewonnen und wenn ich miterlebe, wie sich der Gesundheitszustand nach und nach bessert, weiß ich, dass sich alle Bemühungen der Ausbildung gelohnt haben.
Medikationsmanagement – bis dato vor allem zeitaufwändig!
Wie sieht die Durchführung von Medikationsanalysen nun aber konkret in der Praxis aus? Bis vor ein paar Monaten vor allem so – nämlich zeitaufwändig! Man arbeitet mit vielen unterschiedlichen Medien, die Fachliteratur füllt die Regale der Offizin. Gefühlt kommen dabei fünf Monitore zum Einsatz, um Medikationspläne, Leitlinien, Fachinformationen und Datenbanken gleichzeitig bearbeiten zu können! Man springt vom einem Tab zum Nächsten und die Festplatte füllt sich unterdessen mit Excel-Tabellen und Word-Dokumenten zur Erfassung der Analysen sowie der Arzt- und Patienteninformationen. Dazu sammeln sich Ordner mit Datenschutzbelegen, Schweigepflichtentbindungen und Medikationsplänen. Und dann wäre da noch der fachliche Austausch mit den Ärzten. Es gestaltet sich immer wieder als zeitlich sehr schwierig, den Arzt im laufenden Betrieb abzufangen, um mit ihm eine mögliche Umstellung des Medikationsplans zu besprechen. Antiquierte Kommunikationsmedien, wie das Faxgerät, erleichtern den Prozess hierbei leider nicht. All dies sind Dinge, die uns im Alltag Zeit kosten und vom Apothekeninhaber einen hohen Invest in Personalressourcen erfordern.
Ab sofort: Einfacher, standardisierter und qualitativ hochwertig!
Wir wollten es einfacher, standardisierter und qualitativ hochwertig - deswegen haben wir uns in der Vita-Apotheke für den Medinspector® entschieden. Als Pilotapotheke waren wir eine der ersten Apotheken in Deutschland, die den Medinspector® testen durften. In enger Zusammenarbeit mit dem Entwicklerteam konnten wir so auch eigene Ideen in die Entwicklung einbringen und zeigen, was wir brauchen, um den Analyseprozess zu optimieren und effektiver zu gestalten.
Der Medinspector® führt uns Apotheker durch den kompletten Medikationsanalyse-Prozess: Von der Datenerfassung über die Medikationsprüfung mit allen benötigten Informationsquellen, die Erstellung des Bundesmedikationsplans und der Schreiben für Arzt und Patient bis hin zum abschließenden Follow-up. Einer der größten Vorteile aus unserer Sicht: Alle Informationen und die komplette Dokumentation befinden sich strukturiert in einem System und das Programm ist selbsterklärend!
Zur Einführung in die Software gibt es eine interaktive Schulung, die speziell für Apotheker und für PTA‘s erstellt wurde. Diese ist zu jeder Zeit flexibel durchführbar und kann somit auch von zu Hause aus absolviert werden. Hier gibt es nicht nur Hinweise zum Arbeiten mit dem Programm selbst, sondern auch Praxis-Tipps. Unmittelbar nach der Schulung waren wir dann in der Lage in das Programm einzusteigen.
Den Medikationsplan optimieren ist ganz einfach
Gestartet wird mit der Erfassung der Patientendaten. Das Gute: Parameter wie Allergien, Laborwerte, Diagnosen und Symptome werden bei der Analyse mit einbezogen und spielen für die spätere Auswertung der arzneimittelbezogenen Probleme, wie beispielsweise Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Wechselwirkungen, eine entscheidende Rolle. Wenn man alle Daten eingegeben hat, landet man beim Herzstück des Medinspectors® - der Puzzleseite! Hier kann man sich sprichwörtlich austoben und spielerisch einen optimierten Medikationsplan entwickeln. Was mich besonders begeistert hat ist die visuelle Darstellung von möglichen Komplikationen. Hier sieht man auf einen Blick - dargestellt durch Kugeln in unterschiedlichen Farben und Größen - wo die Hauptprobleme liegen und wie Änderungen der Medikation diese Risiken für den Patienten reduzieren können. Das erspart viel Zeit und man weiß genau, wo man nochmal besonders ins Detail gehen muss. Von hier aus kann man sich durch die Fachinformationen klicken und sich entsprechende Details, zum Beispiel zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, anzeigen lassen. Hierfür greift die Software unter anderem auf das Informationsmaterial der Scholz-Datenbank zurück.
Austausch mit erfahrenen Kollegen bei schwierigen Fällen!
Ist man unsicher bei der Bewertung der arzneimittelbezogenen Probleme oder hätte einfach gerne eine Zweitmeinung, besteht die Möglichkeit, sich über den Medinspector® Expertenrat einzuholen. Hier stehen dem Apotheker versierte Kollegen mit Schwerpunkt AMTS mit Rat und Tat zur Seite. Man tauscht sich über bereits gesammelte Erfahrungen aus, wovon man vor allem auch als Einsteiger im Medikationsmanagement sehr profitiert.
Ist der neue Medikationsvorschlag fertig, geht es an die Erstellung des Arztbriefes und der Patienteninformation. Früher haben wir diese Dokumente immer mühevoll selbst erstellt, doch auch das ist nicht mehr nötig. Der Medinspector® bietet uns bereits vorgefertigte und auf den Patienten zugeschnittene Textdokumente, die im Bedarfsfall angepasst werden können.

Voller Erwartung sehen wir nun Mitte 2021 entgegen, denn ab diesem Zeitpunkt wird es uns möglich sein, über die Software auch direkt mit den Ärzten in Kontakt zu treten. Dies wird den interprofessionellen Abstimmungsprozess sicherlich weiter um einiges vereinfachen. Und das Faxgerät gehört dann definitiv der Vergangenheit an!